In Erika Pirchers Serie IntroSpection treffen Fragestellungen bezüglich der eigenen Identität auf die Verrohung der Außenwelt. Die Auseinandersetzung mit prägenden biografischen Phasen mündet in einen fotografischen Prozess des Hinschauens, Wegschauens und nebulösen oder konkreten In-Erscheinung-Tretens. Die Bilder Same but Different, Multiple Identities und Between befinden sich im Bereich des individuellen Suchens und Hinterfragens und deuten ein prozessuales (Selbst-)Erkennen an. Das Erkannte ist nur scheinbar konkret und wird sogleich wieder in Frage gestellt. Identität konstituiert sich nicht als unveränderliches Konstrukt, sondern ist einer stetigen, lebendigen Veränderung unterworfen.
Ausgehend von diesem introspektiven Blick stellt sich die Künstlerin der Außenwelt: I must see – I don’t want to see wird zum Herzstück dieser Arbeit. Augenfälligerweise zeichnet sich diese Konfrontation, insbesondere das Nicht-Sehen-Wollen, durch Nacktheit, Verletzlichkeit und Berührbarkeit aus. Die Vergegenständlichung des oszillierenden Moments zwischen dem Innen und Außen geschieht unter anderem durch das Abbilden einer eigenen früheren Arbeit, zunächst scheinbar belanglos als Bild an der Wand, sodann als spielerische Anheftung an den Körper der sich selbst porträtierenden Künstlerin: Fenster fordern zu Ein- und Ausblicken auf.
Die Lesart der Bilder ist von einer Synchronizität geprägt. Somit deutet Dreaming a way out weniger auf den Abschluss der Serie hin als auf eine Vision, die sich während des gesamten Reflexionsprozesses als Option anbietet.
Gabriele Hofmann